Adolf Trittinger
Komponist
*23.03.1899 Klosterneuburg +25.12.1971 Melk
Prof. Adolf Trittinger wurde am 23. 3. 1899 in Klosterneuburg geboren. Seine erste Ausbildung erhielt er als Sängerknabe im Zisterzienserstift in Lilienfeld. Dann absolvierte er die Lehrerbildungsanstalt in Krems. Nach dem Kriegsdienst schloß er 1921 seine Studien an der Kirchenmusikabteilung der Wiener Musikakademie in Klosterneuburg ab. Kurze Zeit war er in Rumänien tätig und wirkte dann ein Jahrzehnt als Chordirektor im Prämonstratenserstift Schlägl. In der Zeit von 1934 bis 1938 übte er die Ämter eines Musikdirektors und Organisten im Augustiner-Chorherrnstift St. Florian aus.
Seit 1937 wirkte er am Bruckner-Konservatorium in Linz, dem er 1940 - 43 als Direktor vorstand.
Am 18. Juni 1943 veranstaltete er einen Hindemith-Abend, der von Hitler persönlich beanstandet wurde. Trittinger wurde seines Amts enthoben und nur die Gunst der Umstände ersparte ihm die Einlieferung in das KZ Mauthausen.
Nach dem 2. Weltkrieg war er Musikdirektor des Benediktinerstiftes Melk, wo er auch am Stiftsgymnasium unterrichtete und die Ausbildung der Sängerknaben leitete.
Er starb am Christtag des Jahres 1971 in der Stiftskirche Melk. Wie gewöhnlich, so verweilte er auch an diesem Festtage noch vor dem Hochamte in der letzen Bankreihe der Stiftskirche in stillem Gebet. Als er an diesem Tage nicht rechtzeitig auf den Chor gekommen ist, wollte ihn ein Student von dort abholen, konnte aber nur mehr den Tod des Herrn Professors feststellen.
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Werke: Motetten, geistliche und weltliche Chöre, Kammermusik, Orgelwerke, Lieder.
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Literatur und Quellen:
Peter Erhart: Niederösterreichische Komponisten, Doblinger1998
Hanns Kreczi: Das Bruckner-Stift St. Florian und das Linzer Reichs-Bruckner-Orchester (1942-1945) Graz 1986
Prieberg: Musik im NS-Staat, S 393 f
Manfred Gansberger, Loosdorf, ehemaliger Student im Stiftsgymnasium in Melk
Geschichte des Bruckner-Konservatoriums in Linz -Homepage im Internet
Dr. Friedrich Buchmayr, Stiftsbibliothek St. Florian. e-mail vom 28.11.2002
Herausgeber Franz Drucker, Hafnerbach, e-mail: drucker@gmx.at
Hafnerbach im Dezember 2002
P. Bruno berichtet in seinem Nachruf auf Prof. Adolf Trittinger, Regens Chori im Stift vom 1. April 1946 bis zu seinem plötzlichen Herztod am Christtag 1971 knapp vor Beginn des Pontifikalamts in den hinteren Bankreihen der Melker Stiftskirche (den Weg zu seinem „Arbeitsplatz“ auf der Orgelempore hatte er nicht mehr geschafft), von einer denkwürdigen Begegnung des Verstorbenen mit dem St. Pöltner Domkapellmeister Johann Pretzenberger (1897–1973): „Wir kennen uns seit langem!“ stellte er sich dem Domkapellmeister vor. Der gab zu, dass ihm das Gesicht nicht ganz fremd sei. Trittinger half nach: „Vielleicht ist Ihnen in den letzten Kriegsjahren ein Polizist aufgefallen, der immer wieder beim Spieltisch im Presbyterium im Dom stand?“ „Ja, freilich! und ich hab mir damals nicht erklären können, was denn diesen Polizisten so am Orgelspiel interessiert!“ rief Pretzenberger.[1]
Zu ergänzen ist der Hintergrund für Trittingers kurzzeitigen Einsatz im „Staatsdienst“: Er hatte als Direktor des Linzer Brucknerkonservatoriums (1939–1943) mit Rückendeckung von Franz Kinzl (1895–1978), dem Musikbeauftragten der Stadt Linz und späteren „Landesleiter der Reichsmusikkammer Linz“, als welcher er sich zum Missfallen seiner Vorgesetzten für die Integration der „arischen“ Moderne in Oberdonau einsetzte, am 18. Juni 1943 ein Werk des vom NS-Regime mit Aufführungsverbot belegten Komponisten Paul Hindemith aufgeführt. Die Lokalzeitung berichtete über das Ereignis. Als der Reichsführer diesen Bericht zu Gesicht bekam, war Trittingers Tätigkeit am Brucknerkonservatorium „aufgrund eines Führerbefehls“, wie er selbst nicht ohne Stolz zu erzählen pflegte, abrupt zu Ende. Der mit ihm befreundete stellvertretende Gauleiter Christian Opdenhoff riet ihm dringend unterzutauchen und verhalf ihm in Vöcklabruck zu einer Stelle im Staatsdienst, was ihn vor weitergehenden Maßnahmen bewahrte und von wo es ihn gegen Kriegsende nach St. Pölten verschlug.
Quelle:
P. Bruno Brandstetter, Erinnerungen an Prof. Trittinger. In: Melker Mitteilungen Nr. 126 (Juni 1972) 50–53, hier 52.
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