Dr.Guglielmo Ederle: Der hl. Zeno
Biographische Hinweise
Dr.Guglielmo Ederle: S.Zeno. Cenni biografici. 2.Ed. Verona 196
aus dem Italienischen von Hochw. GR Rudolf Bauer, Melk +
Der achte Bischof von Verona
Die Reihe der ersten Bischöfe von Verona wird uns übermittelt von zwei verschiedenen Geschichtsquellen, welche genau übereinstimmen, so daß man diese Reihe als gesichert bezeichnen kann. Wir finden sie (einerseits) aufgeschrieben auf dem "Schleier von Classe", so genannt, weil er im gleichnamigen Museum von Ravenna aufbewahrt ist. Es ist ein bestickter Stoff, der dazu diente, die Urne der heiligen Firmus und Rusticus zu bedecken. Er wurde gestickt um das Jahr 760 unter dem Bischof Anno von Verona und trägt das Verzeichnis der ersten heiligen Bischöfe von Verona gemäß der Liste, die im Canon der Messe zu lesen war. Die andere Quelle sind "Die Verse von Verona", auch genannt "Rhythmus Pipinianus", von einem unbekannten Dichtet aus der Zeit Pipins. Wir geben hier die Strophen 14 bis 18 wieder:
14 Als erster predigte in Verona der Bischof Euprepius, als zweiter Dimidrianus, als dritter Semplicius, als 4. Proculus,
der hervorragende Bekenner und Hirt.
15 Der 5. war Saturninus, der 6. Lucillus,
der 7. war Cricinus, Kirchenlehrer und Bischof.
Der 8. war der Hirt und Bekenner Zeno, der erhabene Märtyrer,
16 welcher durch die Predigt Verona zur Taufe führte,
vom bösen Geist heilte er die Tochter des Gallienus, einen Bauern und die Rinder, die am Ertrinken waren, rettete er aus dem Wasserstrudel,
17 und sehr viele befreite er vom unheilbringenden Feind Fasten viele Götzenbilder machte er stürzen durch sein beständiges
einen Toten erweckte er wieder den der Fluß mitgerissen hatte.
18 Ich vermag nicht zu erzählen alle Werke dieses Heiligen, alle die Wundertaten, welche, von Syrien bis Italien, Gott durch ihn sehen ließ.
Von diesen heiligen Vorgängern von Zeno haben wir nur wenige Nachrichten. Nach der Tradition scheint es, daß Euprepius, der erste Bischof, vom römischen Papst selbst geschickt worden ist. Er kam am Beginn des 3. Jahrhunderts, um die Gemeinde von Verona zu lenken, eine Gemeinde, die sicher älter war als er, denn Verona, das an den großen Straßen, der Postumia und der Claudia Augusta gelegen war, mußte schon Kenntnis vom Evangelium gehabt haben. Er prägte der Kirche von Verona die Treue zum Papst als besonderes Kennzeichen ein, das in Jahrhunderten unauslöschlich blieb. Eupropius starb, wie das Römische Martyrologium behauptet, am 21. August eines unbestimmten Jahres. Sein Leib war lange Zeit bestattet in der Kirche zum heil. Proculus. Als diese dann dem Kult entzogen wurde, wurde er am 21.9. 1806 übertragen in die Kirche des hl. Zeno.- Vom hl.Dimid:b:kanus
(220- 240) und vom hl. Semplicius (240-L260) wissen wir nichts. Das Diözesan-Kalendarium erinnert an den Todestag, den des einen am 15. Mai, und den des andern am 20.November. Während des Bischofsamtes dieser beiden muß die Arena gerötet gewesen sein vom Blut zahlreicher Märtyrer, die begraben sind bei St.Stophan zu den Märtyrern.Einige Nachrichten haben wir vom hl.Proculus, dem 4.Bischof. Seine lange bischöfliche Regierungszeit (260- 304) fiel in die Zeit des Diokletian und er ist verbunden mit dem Martyrium der heiligen Firmus u. Rusticus; deshalb steht er in den Akten jener Märtyrer und dies zeigt ihn uns, wie auch er dürstete nach dem Martyrium, nach dem Opfer. Begraben wurde er zuerst in einer Kirche, die ihm geweiht wurde, dann wurde er übertragen in die nahegelegene Kirche San Zeno.
Von Saturnin haben wir keine Nachricht außer jener von seinem "Geburtstag 1 d.h.dem Tag seines Todes, der im Röm.Martyrologium angegeben ist als der 7.April. - Historisch bedeutsamer ist die Gestalt des 6.Bischofs, Lucillus (330- 356), denn er war anwesend auf dem Konzil (Synode) zu Sardica (343/344). In den Konzilsakten liest man unter den Unterzeichneten "Lucius von Italien, aus Verona". Dies ist sicher unser Bischof Luciuä, der auch Lucillus genannt wurde, "vielleicht wegen sdiner kleinen Gestalt", sagen die Ballerini. Als ein sicherlich-für den Glauben glühender Bischof fühlte er sich trotz der
14 Mühe der weiten Reise verpflichtet, sich zu jenem Konzil zu begeben. Er war auch ein Freund des hl.Athanasius und des hl.Hilarius und wird von ihnen erwähnt. Ich denke, daß er es gewesen ist, der Zeno zum Priester geweiht hat. - Cricinus war der 7.Bischof; der "Pipin'sche Rhythmus" nennt ihn Doktor. Er schrieb einige bemerkenswerte Schriftchen, wie Muratori behauptet, aber von seinen Schriften ist uns nichts erhalten geblieben.- Und nun sind wir beim 8.Bischof,bei unserem Zeno.
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15 2. Er kam aus Afrika.
Obwohl sein Name griechischen Ursprungs ist (Zenon/ Xenos bedeu-
tet im Griechischen "Gastfreund") (?
.,nimmt man an, daß Zeno um das Jahr
300 in Caesarea in Mauretanien, dem heutigen Scherschel (bei Algier, an der Küste) geboren wurde. Aus seiner Kindheit haben wir nur wenige Nachrichten, außer jener, die wir einer seiner Reden entnehmen, nämlich daß er anwesend war beim grausamen Martyrium des hl.Arkadius, der im Zirkus von Caesarea in Mauretanien am 12.Jänner 304 während der Verfolgung des Diokletian getötet wurde. Es war ein ganz unmenschliches Martyrium. Dem jungen Mann wurden die Glieder eines nach dem andern abgeschnitten, und aus den Stümpfen strömte das Blut wie aus vier Quellen, zuletzt wurde ihm das Haupt abgeschnitten. Zeno war erschüttert über die Standhaftigkeit des Märtyrers und über die Grausamkeit des Henkers, und er wird jene Szene nicht mehr vergessen, die er später wieder schilderte, als er unter uns voll Glut den glorreichen Sieg des seligen Mättyrers Arkadius feierte.(Siehe die Rede Nr.18 des 2.Buches des hl.Zeno)
Den ersten Unterricht hatte er in seiner Familie in Gaesarea; seine Familie war christlich und wohlhabend. Für die höheren Studien muß er sich dann an die Hochschulen von Cirta und Madaura begeben haben, zwei große intellektuelle Zentren des prokonsularischen Afrikav In den Reden, die uns vom hl.Zeno geblieben sind, spürt man den Einfluß, den er von diesen Schulen empfing; in diesen waren seine Lieb-
16 lingsschriftsteller Tertullian, der hl.Cyprian, Laktanz und unter den heidnischen Schriftstellern Apulejus. In der Tat hat Zeno wörtlich ganze Sätze aus den Werken von Tertullian übernommen; er hat auch mit Cyprian und Laktanz häufige Berührungspunkte, sei es im Stil oder im Inhalt. Von Apulejus, dem großen Philosophen aus Madaura, übernimmt er oft die sprachliche Eleganz.
Die Vorsehung bereitete ihn auf seine künftigen Aufgaben vor mit einer reichen klassischen Bildung: er mußte vollkommen die lateinische und griechische Sprache kennen sowie die bedeutenderen Autoren jener Literaturen. Vor allem aber die Hl.Schrift muß sein tägliches Manna gewesen sein, zusammen mit der Eucharistie. In seinen Reden zitiert er ständig das Alte oder das Neue Testament und zeigt davon eine lebendige, vollständige Kenntnis. - Er muß viel gereist sein; ich denke, daß er in Alexandria war, dort begann seine Freundschaft mit dem großen Athanasius. Auch an der berühmten Schule von Antiochien in Syrien muß er sich aufgehalten haben; einen Widerhall davon bietet seine wörtliche Auslegung der hl.Texte, so wie jene berühmte
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Schule sie pflegte. Ich denke, daß er von dort nach Italien gekommen ist; vielleicht sagt deshalb jener Pipin'sche Anonymus, daß er von Syrien nach Italien kam. Sicherlich führte ihn die Vorsehung
17 nach Verona auf Wegen, die uns wenig bekannt sind, und man weiß nicht genau, in welchem Jahr er hieher kam.
Es ist nicht zu verwundern, daß ein Afrikaner, besonders von der Küste, nach Italien und nach Verona gelangte. Es gab keine Periode der Geschichte, in der die Grenzen der Nationalität sich so auflösten in eine internationale Brüderlichkeit wie im 3. und 4. Jahrhundert. In einer besonderen Weise war der Austausch der Ideen und Personen zwischen Afrika und Italien sehr lebhaft. Da diese Länder einander gegenüber lagen, unter der nämlichen römischen Herrschaft, so teilten sie sich, ebenso wie man Waren austauschte, auch gegenseitig Personen, Traditionen und Kultur mit. Ich will einige Namen nennen: Caius Marius Victorinus, geboren in Afrika, war Meister der Rhetorik in Rog unter dem Kaiser Konstans; der hl. Augustinus kam ebenfalls nach Rom, -um Rhetorik zu lehren; Paulinus, ein Mailänder Kleriker, begab sich nach dem Tod des hl.Ambrosius nach Afrika zu Augustinus und schrieb auf dessen Aufforderung das Leben des hl.Ambrosius. Und waren nicht auch Afrikaner der hl.Papst Miltiades (+314) und der hl. Fortunatus , Bischof von Aquileja (+367) ?( wtl: s. aufzulösen schienen »
18 3. Zeno in Verona.
Bei welcher Gelegenheit kam Zeno nach Verona? Ich denke, daß er als Begleiter des hl.Athanasius kam, des Patriarchen von Alexandrien in Ägypten, des großen Bischofs, Vaters und Kirchenlehrers, welcher so viel erduldete wegen seiner Standhaftigkeit gegen die häretischen Ariane.r, derentwegen er wohl fünfmal ins Exil gehen mußte, weg von seinem bischöflichen Stuhl.
Während dieser Verbannungen reiste der apostolische Pilger Athanasius mehrmals durch Verona und verweilte dort bei seinem Freund, dem Bischof Lucius, den er vertraulich Lucillus nannte. Er reiste hier durch im Jahr 343 auf dem Weg zum Konzil von Sardica (heute Triaditza bei Sofia, der Hauptstadt Bulgariens), er reiste hier wiederum durch im Jahr 345, als er sich zu Ostern jenes Jahres nach kquileja begab, gerufen von Kaiser Konstans, der ihm gegenüber sehr wohlwollend war. Athanasius reiste mit einer afrikanischen Delegation, und er strahlte überall das Licht seiner Heiligkeit und seiner Lehre aus. Ich denke, daß auch Zeno in dieser frommen und gelehrten Abordnung war, und ich bin der Meinung, daß Zeno Diakon war. Damals verblieb man lange in diesem Stand, manchmal auch das ganze Leben.
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Ich nehme an, daß bei einem dieser Aufenthalte in Verona Zeno bei uns geblieben ist, in jener Zeit um 340 bis 346, auf Eingebung
20 des Herrn, gebeten vom Bischof Lucius, welcher sosehr die Notwendigkeit einer Hilfe für seine von Gefahren bedruckte Diözese spürtei bezaubert von der Schönheit der Landschaft und von dem kaiserlichen Rang der Stadt. Lucius schätzte Zeno sehr, er fühlte dessen ganzen apostolischen Eifer, und Zeno wurde von ihm zum Priester geweiht bei einer Osterfeier um 350.
Es scheint, daß wir diesen seinen feierlichen Aufstieg zu den hl. Weihen erahnen können in einem kurzen und leuchtenden Entwurf einer Oster-Ansprache, wo er ein Bild von den kostbaren Gaben der Sakramente und der Gnaden zeichnet, die gewöhnlich an jenem Ostertag in der Kirche von Verona gespendet wurden; und unter anderem erwähnt er did Berufung zu den hl.Weihen. Wie sehr preist er die Feier das Osterfestes und das Priestertum, das er als eine Fortsetzung des göttlichen Werkes der Erlösung sieht, wie eine in die Jahrhunderte ausgestreckte Hand Gottesl "Dieser Tag gibt der eifrigen Frömmigkeit der Bischöfe den Lohn (durch die zahlreichen Taufen); den Dienern, die mit ihnen mithelfen, bietet er die Vermehrung der Gnade in der Zulassung zur hl.Weihe; er gibt den Gläubigen die Frucht der Unsterblichkeit, den Büßenden die Heilung, den Katechumenen den Weg des Lichtes
21 (weil sie erleuchtet werden in der Taufe), den Bewerbern (Taufanwärtern)(das waren jene unter den Katechumenen, die schon die Taufe erbeten hatten) die Nachlassung der Sünden. So möge dieser heilige Tag uns alle vereint in der einzigen Gnade des Leibes Christi zum himwlischen Reich führen durch unseren Herrn und Heiland Jesus Christus, der gepriesen ist von Ewigkeit zu Ewigkeit (2.Buch, Traktat 50)."
22 4. Der 8.Dezember 362 (Tag der Bischofsweihe).
(Anmerkung: Wenn man als Tag der Bischofsweihe von Zeno den 8.Dezembür annimmt, da er in der Liturgie schon seit Jahrhunderten erwähnt ist, so ist es uns leicht, auch das Jahr festzustellen. Denn die Weihen, speziell die Bischofsweihen, wurden schon damals immer an einem Sonntag gehalten, und der 8.Dezember fiel auf einen Sonntag nur in den Jahren 356, 362 und 373. Nun war aber im Jahr 356 der hl.Lucillus noch am Leben, und das Jahr 373 ist zu spät; damals war Zeno schon Bischof, wie es der hl.Ambrosius bezeugt. So bleibt nur das Jahr 362.)
Das ist das Datum, an das-@man sich hält, (?) um das 16oo-jährige Jubiläum zu begehen, das Datum, an dem der hl.Diakon, der auf langem Weg von Mauretanien zu uns gekommen war, die zweite Handauflegung empfing, (und damit) die Fülle des Priesteramtes, indem er wirklich das wurde, was die Kirche singt: "Priester und Fontifex (Bischof), Bewirker der Tugend,der gute Hirt unter dem Volk,Gott wohlgefällig."
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Vor einigen Monaten war der Bischof Cricinus gestorben; die Zeiten waren äußerst stürmisch, es mußte dringend für eine Nachfolge auf dem Bischofstuhl gesorgt werden, damit die Veroneser Gemeinde in so schwierigen Zeiten nicht ohne Hirten blieb.
Es kamen daher die Bischöfe der Nachbardiözesen nach Verona: von Brescia, Vicenza und Padua (Damals war dies so Brauch, denn die di-
23 rekte Ernennung seitens des Papstes hätte angesichts der Schwierigkeiten der Verbindungen zu lange gebraucht) und unter ihrer Leitung schritt der Klerus von Verona zur Wahl des neuen Bischofs. Es waren keine langen Überlegungen notwendig. Der Priester Zeno war so bekannt wegen seiner Tugenden, seiner Lehre, seines Eifers und seiner Weisheitt daß er einstimmig zu diesem hohen Amt berufen wurde. Die Bischöfe billigten das mit großem Wohlgefallen und das Volk applaudierte unter größtem Jubel. Am folgenden Sonntag, es war der 8.Dezember - man verbrachte die vorhergehende Nacht im Gebet und in heiligen Lesungen - feierte man früh morgens den großen Ritus der Weihe von Zeno zum Bischof von Verona, wenn er auch zitterte.
Nach dieser schönen Feier reisten die Bischöfe ab, froh über die Wahl und über die Liturgie, und Zeno blieb noch einige Tage in Sammlung und Gebet, indem er nachdenklich auf die Diözese blickte, die seiner Sorge anvertraut war und in der nur eine kleine Gruppe von Gläubigen wahrhaft christlich war. Dann schickte er sich an, sein Netz auszuwerfen im Namen des Herrn.
24 5. Wie war Verona damals ?
Es war eine befestigte Stadt wegen seiner militärischen Bedeutung. Sie war schon von Natur aus verteidigt durch den Hügel und die Etsch, umgeben mit Mauern, die im Jahr 265 vom Kaiser Gallienus eilig verlängert worden waren. Es trug noch deutliche Zeichen der antiken Größe des kaiserlichen Verona. Wer hier eintrat, wie der hl.Zeno dort eintrat, von der Seite der heutigen Forta Palio, ging zuerst durch die Gräberstraße, vergleichbar der Via Appia (in Rom), er ging unter dem Bogen der Gavi durch, einem herrlichen Denkmal der augusteischen Kunst, und nachdem er die doppelt breite Porta Borsari durchschnitten hatte auf dem Decumano Maximo d.h. auf der Zentralstraße des Militärlagers, gelangte er auf das glänzende Forum, auf den Hauptplatz, den jetzigen Obstmarkt. Auf der einen Seite des Platzes, bei den Stiegen von San Marco, erhob sich, gleichsam wie in einem kleinen Rom, das "Capitol" und weiter im Süden, beim seitlichen Eingang der Löwenpforte, war die "Börse", wie wir heute sagen würden, nämlich.@, der Ort, wo man Geschäfte aushandelte. Und so viele kamen zusammen, herbeigerufen von der Bedeutung der Stadt.
In moralischer Hinsicht waren die Bedingungen in Verona sehr traurig; aus den Reden des Heiligen erscheint vor unseren Augen eine bestürzende Korruption, die in allen sozialen Schichten verbreitet
25 war. Als Zeno im Jahr 362 die Leitung der Diözese übernahm, hatte das Heidentum unter dem Einfluß des Kaisers Julian des Abtrünnigen einen neuen, wenn auch flüchtigen Aufschwung genommen. Denn Julian schied vorzeitig aus dem Leben, gefällt am 26.Juni 363 von einem strafenden Tod mit erst 37 Jahren, nach dem nutzlosen Versuch, den Tempel von Jerusalem wieder aufzubauen, und es scheint, daß er beim Sterben gesagt hat: "Galiläer" du hast gesiegtl" Aber der Kult der Götterbilder hörte nicht auf, er ging weiter aufs Land und in die Tempelchen der Landhäuser und Zeno zieht los gegen diesen Kult, der sogar von christlichen Hausvätern gastlich aufgenommen wurde.(Buch 2,Pred.13)
Ein anderes schweres Hindernis für das Aussäen des evangelischen Wortes war die Ansteckung durch Irrlehren, die auch bei uns verbreitet und tätig waren, vor allem die der Arianer, die die Gleichwesentlichkeit des "Wortes", der 2.göttlichen Person, mit dem Vater leugneten, und damit das "Gott von Gott" (des Credo); Die Gavinianer leugneten die jungfräuliche Mutterschaft der Mutter Gottes; und andere Häresien. Es muß da auch eine große Zahl von Juden gegeben haben,denn sie sind der Gegenstand einiger seiner Reden- auch die Lebensführung einiger Christen muß schlecht gewesen sein, mit häufigem Nachgeben gegenüber der heidnischen Moral.
Wie sollte er sich bei einem so feindseligen Publikum Gehör verschaffen? Gut sagt hier die Chronik des Notars Coronatus (8.Jhdt.)-6 "Zeno bat mit nachhaltigem Fasten und häufigen Gebeten den Herrn, er möge ihm gnädig einen Weg öffnen, um dem Volk predigen zu können.
26 6. Zeno als Prediger
Er muß ein vollendeter Redner gewesen sein, das beweisen uns seine Reden, von denen 93 erhalten geblieben sind, mehr oder weniger vollständig. Eine weite und tiefe Bildung, Eleganz des Stiles, Liebenswürdigkeit in der Darlegung (?), verbunden mit der Heiligkeit des Lebens und mit apostolischem Eifer, machten aus ihm einen anziehenden und überzeugenden Prediger. Besonders wirkungsvoll, um ihm die Herzen der Voroneser zu gewinnen, muß seine Liebenswürdigkeit gewesen sein. Sie wurde zwar von der künstlerischen Tradition sicherlich übertrieben, als man ihn darstellen wollte in der berühmten lächelnden Statue des 12.Jahrhunderts ("der lachende hl.Zeno"), aber eine Grundlage dafür muß doch da gewesen sein. Und wir haben hiefür eine Bestätigung in gewissen erstaunlichen Wendungen in seinen Ansprachen, so z.B. wenn
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er seine jungen Leute anredet "meine süßen Blüten", oder wenn er, nachdem er die Veroneser gelobt hat wegen ihrer Nächstenliebe, ausruft: "Ich könnte noch mehr sagen, wenn ihr nicht mein §öhne wäret." Nicht als ob er nachsichtig gewesen wäre mit dem Laste@Kinder) und
28 schwach gegen die Sünderl Im Gegenteil, er Seißelte die Laster durch einen unverkürzten Glauben.
Gegen die Heiden betonte er besonders die Einheit in Gott und die Erschaffung der Welt und er zeigte die Verkommenheit gewisser Götterbilder wie die der Venus; gegen die Juden zeigte er, daß das hebräische (alttestamentliche) Gesetz aufgehoben und ihr Kult beendet sei wie der Tempel zu Jerusalem, den Julian der Abtrünnige vergebens wieder aufzubauen versuchte. An den großen liturgischen Festfeiern, besonders zu Ostern, legte er klar das Dogma dar; er sprach von der Erlösung, die durch Jesus Christus bewirkt war, durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehungw Er sprach von der Kirche, welche uns die Wiedergeburt schenkt in ihrem jungfräulichen Schoße, wie es im Taufbrunnen geschieht, und die uns das Fleisch des unbefleckten Lammes zu essen reicht,nachdem wir es dargebracht und geopfert haben auf dem Altar. Ein Thema, das ihm teuer war, war Jesus Christus, von dem er klar die zwei Naturen, die menschliche und die göttliche, in der einzigen Person des "Wortes" darlegt, wobei er sich in liebenswürdiger Weise, ohne sie jemals zu nennen, mit den Arianern auseinandersetzt.
Wenn sich ferner die Gelegenheit bot, oder am Weihnachtsfest sprach er mit offenkundiger Freude von der Madonna, verkündete sie al-s die allzeit Jungfräuliche, eine Wahrheit, die damals von Häresien bekämpft wurde.
Er legte nicht nur die Wahrheiten vor, die zu glauben waren sondern er bestand auch auf der Pflicht, zu handeln gemäß dem Glauben, sonst sei man kein vollendeter Christ. Hier ein Stück aus einer seiner Reden gegen jene halben Christen, "ungewiß und unbeständig stehen sie in der Mitte zwischen den Guten und den Gottlosen, unfähig, sich für eine der beiden Seiten völlig zu entscheiden (anzunehmen); so bleiben sie angeheftet an beiden. Sie sind nicht gottlos, denn sie ehren den Namen Gottes; sie sind aber nicht gut, denn sie beleidigen die Majestät Gottes mit ihren schlechten Sitten"(Buch 2, Rede 21/2). Von den Reden, die uns erhalten sind, finden wir die stärksten und herzlichsten Ausdrücke in jenen Reden, welche die typischen christlichen Tugenden verherrlichen: die Reinheit, die Demut, die Geduld, die Großherzigkeit. Hört eine seiner Hymnen auf die Reinheit:
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"Wie bewundernswert bist du, o Reinheit! Du willst kein anderes Lob, als die Hochachtung, du belohnst (?) nur mit dem Lob des guten Gewissens. Du bist glücklich in den Jungfrauen, bist stark in den Witwen, treu in den Verheirateten, leuchtend in den Priestern,glorreich in den Märtyrern, in allen wahrhaft Königin. Wollt ihr wissen, wie kostbar sie ist? Ich will euch die Tatsache sagen, daß jener sie liebte der sie besitzt, und auch jener, der sie nicht besitzt." (Bd.1, Rede 6, Kap.7)
30 7, Organisator der Diözese.
Auf seine Predigt, zu der sozusagen alle herbeieilten, auch die Heiden und die Juden, folgte eine Bewegung von Bekehrungen, die immer größer wurde und die ganze Stadt und auch das Land erfaßte. Daraus drgab sich das Problem, eine neue Kirche zu bauen, und er errichtete eine sehr schöne. Ihre Überreste kann man noch aufsparen auf dem Mosaik, das kürzlich unter dem Kreuzgang des Dom-Kanonikates entdeckt wurde. Aber sie war kaum errichtet, da mußte der Bischof mit freudiger Überraschung sagen: "Ihr mit eurem Massenandrang, ihr habt die Kirche zu eng gemacht - glücklicherweise."
Nun war es nicht mehr möglich, daß der Bischof sich um alles kümmerte und daß die Diözese wie eine einzige Pfarrei wäre. Er mußte sie unterteilen, kleinere Kirchen errichten und Priester bestimmen, die jene Gläubigen betreuten. Zu diesem Zweck gründete er eine Schule für Priester, um sie in der Frömmigkeit und im Studium für ihre Aufgaben vorzubereiten. In dieser Schule liegt der Keim für unsere berühmte Kapitel-Bibliothek und das heutige Seminar.
Mit großartigem Organisationstalent gelingt es ihm, für die ganze Stadt und das Landgebiet ein wunderbares priesterliches Netz zu flech-
32 ten und seine Maschen-immdr mehr zusammenzuziehen, so daß er in Kontakt mit allen Seelen kam, um sie in milder Weise zu Christus zu z'lehen. Er muß auch in der Provinz Kirchen erbaut haben. In Belfiore z.B. zeigt eine hartnäckige Tradition die Reste einer Kirche, die "vom hl. Zeno geweiht wurde".
Er gibt auch jenen jungen Mädchen Regeln, die mit Freude die Ermahnung von Zeno aufnahmen und sich feierlich Christus weihten.indem sie aus den Händen das Bischofs den hl.Schleidr empfingen. Msgr.Turrini behauptet, daß man dem hl.Zeno das erste weibliche klösterliche Institut in Italien verdankt; und manche andere, wie Frau Dr.Girardi, behaupten, es sei dies das erste im ganzen Abendland. Der hl.Ambrosius erwähnt eine jener veronesischen Jungfrauen, eine gewisse Indicia, die "von 7,eno seligen Angedenkens aufgenommen und gesegnet worden ist."
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33 9. Der "Märtyrert'
Zeno starb erschöpft von der Arbeit, aber eines natürlichen Todes, am 12.April eines nicht genau bestimmten Jahres zwischen 372 und 380. Dennoch wird er als Märtyrer bezeichnet vom hl.Gregor dem Großen,von Paulus Diaconus und vom Rhythmus Pipinianus, wobei sie ihm diesen Titel in einem erweiterten, aber legitimen Sinn geben, der von der Kirche anerkannt ist für solche, die viel für den Glauben gelitten haben. Wir haben alte Traditionen - Giovanni Mansionario berichtet sie uns welche besagen, daß da schwere Bedrängnisse gewesen seien....*) Auch von Seiten der Arianer scheint Zeno schwere Drangsale gehabt zu haben. Alles das kann wohl den Titel "Märtyrer" rechtfertigen, den die Liturgie ihm gegeben hat, indem sie auf Initiative des Bischofs Luigi Lippomani 1554 ihm jenen Ritus zuerkannte. Zuvor hatte er den liturgischen Rang eines Bekenners.
In gewissen Reden des hl.Zeno spürt man, daß die Verfolgung droht, vielleicht jene heimtückische von Julian. Zeno nennt die Kirche "die tägliche Mutter von Märtyrern". (1.Bd.,Rede 6, Kap.8)
3v(Anm.des Übersetzers: Im italien.Originaltext ist hier ein Satzfehler. Eine Zeild ist hier doppelt gesetzt. Dafür ist irgendetwas anderes ausgefallen.)
34 10. Der Wundertäter.
Es ist eine oft wiederholte und verbreitete Behauptung, daß der hl.Zeno das Charisma gehabt habe, Wunder zu wirken; der Herr habe ihm verliehen, seine Lehre mit Wundern zu bestätigen. Das behauptet ausdrücklich der hl.Bischof Petronius in einer Rede, die er ungefähr 40 Jahre nach dem Tode Zenos an seiner Grabstätte hielt. Er sagt in der Tat, dass "der hl.Zeno von Gott bestätigt worden ist mit der Macht der Wunder und daß er jetzt von seinem Grab aus das (an Wundern) noch vervielfältige, was er als Lebender während seines Bischofsamtes getan hatte." Und nachdem er von den zahlreichen Heilungen und geistlichen Gnaden gesprochen hatte, die von den Gläubigen erlangt wurden, die vor seinem Sarkophag beteten, wiederholt er nochmals, daß'lier selige Prophet heute von seinem Grab aus jene großen Wunder wieder erneut, die er gewirkt hatte, während er noch im Leibe war."
Der "Rhythmus Pipinianus zählt genau im konkreten einige Wunder auf: Die Auferweckung eines Toten, der in der Etsch ertrunken war; die Rettung eines Mannes, der nahe daran war, von seinen wild gewordenen Ochsen in den Fluß mitgerissen zu werden; die Befreiung eines Mädchens, der Tochter eines gewissen Gallienus, eines Militäroberen, vom Dämon; Heilung von vielen anderen Besessenen.
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35 Und er schließt mit den Worten, er könne nicht all die wunderbaren
Dinge beschreiben, die Gott durch ihn gewirkt habe.
Die Überlieferung des Volkes beschäftigt sich besonders mit der Befreiung von Besessenen; das waren vielleicht die zahlreichsten Wunder; auch die Todesgefahr, in die jener Bauer kam, wurde dem Dämon zugeschrieben, dieser sei in die Ochsen gefahren und habe sie so wütend gemacht; und der Dämon sei ausgejagt worden durch ein Kreuzeszeichen des hl.Zeno, der sich am andern Ufer des Flusses befand.
Auch die künstlerische Tradition, wie man sie unter anderem ablesen kann von den erstaunlichen Bronzütafeln der Pforte, ist ein Widerschein und eine Illustration jener volkstümlichen Tradition und stellt mit Vorliebe die Wunder des Heiligen über die Dämonen dar. Und die Legende schloß sich dann daran an und umgab seine Figur mit einer phantastischen Aureole von allegorischen Taten.
Seine Grabstätte war ständig mit Wundern wie mit Blumen geschmückt, einige auffallend, andere mehr stille. Der hl.Gregor d.Gr. erzählt in seinen Dialogen von einem aufsehenerregenden Wunder, das sich zu seinen Zeiten in der Kirche des hl.Zeno ereignete. Eine schreckliche Überschwemmung der Etsch im Jahr 589 hatte die Stadt Verona getroffen und die Wassermassen stüezten sich gegen die Kirche des hl.Zeno, die mit Gläubigen angefüllt war, Aber als das Wasser an
36 die Pforten der Basilika kam, die noch dazu geöffnet waren, machte es halt, indem es in die Höhe stieg wie eine Mauer, bis über die Fenster, aber ohne in das Innere einzudringen; es erschien wie eine feste Wand. Und doch war das Wasser klar und fließend: in der Tat hatte irgendeiner der in die Kirche Geflüchteten in der langen Wartezeit Durst und er konnte von jenem Wasser trinken. "Man konnte es trinken wie Wasser - sagt der hl. Gregor - aber wie konnte es sein, daß das Wasser nicht eindrang und so aufrecht stand, um allen die Verdienste des Heiligen zu zeigen."(Dialoge, 3,19)
Auch bei der Übertragung des heiligen Leibes von Zeno, die am 21.Mai 807 erfolgte, um ihn von einem nunmehr ungeziemenden Ort weg in eine würdigere Grabstätte zu bringen - vielleicht die gegenwärtige Krypta - ereigneten sich Wunder. Die Frömmigkeit von Pipin, dem König von Italien, und die des Bischofs Rotaldo veranlaßte diese Übertragung, und die Personen, die durch ein göttliches Zeichen im voraus auserwählt waren, um die Gebeine des Heiligen von dem einen Ort zum andern zu tragen, waren die heiligen Einsiedler Benignus und Carus, die vom Bischof aus ihrer Einsiedelei den Steilwänden des Monte Baldo in die Stadt gerufen worden waren für den heiligen Ritus.
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Und die wunderwirkende Kraft, die Gott dem hl.Zeno gewährte, ist sicher nicht vermindert, und auch seine Liebe zu uns ist sicherlich noch ebenso groß. Wenden wir uns vertrauensvoll an seine Fürsprache; er wird uns vom Herrn alles das erlangen, was für uns gut ist.
Wer wie ich das Privileg hat, neben der Urne des Heiligen zu leben, kann bezeugen, daß oft Stimmen der Dankbarkeit hieher gelangen für empfangene Gnaden auf Fürsprache des hl.Zeno, und zwar Stimmen, die manchmal von sehr weit her kommen.
37 11. Vater der Kirche von Verona
Dieser Titel gebührt ihm gerechterweise aus verschiedenen Gründen. Er hat den Veronesern den reinen orthodoxen Glauben beleuchtet und verteidigt, wie er erst kurz zuvor klar ausgesprochen wurde mit der Verurteilung des Arius auf dem Könzil von Nicaea 325, ein Glaube, der geschöpft war aus der Schrift und der Tradition, indem er bewahrt wurde vor der Verschmutzung der Häretiker und der Neuerer, denen es gelungen war, sogar Bischöfe zu verseuchen.
Mailand, der Metropolitansitz, hatte in jenen Jahren einen halbarianischen Bischoft Ausentius (+374), dann kam der hl.Ambrosius,um jenen Bischofsitz zu erleuchten. - Zeno schreibt: "Ich sehe viele Glaubensbekenntnisse, sicher von sehr neuem Ursprung, wie es der Name ihrer Erfinder kun@-tut, die genährt sind durch die Raserei der Streitigkeiten und weltlicher Gunsterweise. Der wahre Glaube ist ein einziger und dieser wahre Glaube ist vornehm und alt, und allzuviel mutet sich zu, wer den neuen Traditionen G@auben schenkt und die alten leugnet." (Bd.1, Tr.1 n.3)
Vor allem ist es sein Ruhm und sein höchstes Verdienst, in vollständiger und endgültiger Weise das Heidentum in Verona im 4.Jhdt. ausgerottet zu haben. - In anderen Provinzen Italiens hingegen blieb das li eidentum noch für lange@ Zeit. Im benachbarten Trient ist der
38 hl.Vigilius, der später war als unser Heiliger, als Märtyrer gestdkrben im Jahr 4oo während eines gewltsamen Aufstandes heidnischer Elemente, die sich seinem Werk der Evangelisierung entgegenstellten, während Zeno in Frieden stirbt inmitten einer christlichen Gemeinschaft, die ihm ganz treu ergeben ist. - Der hl.Maximus, Bischof von Turin, gestorben 465, findet es notwendig, in vielen seiner Homilien das Heidentum zu bekämpfen, das noch lebendig und mehr als je hartnäckig war in seiner Diözese. Ebenso ging es dem hl.Gaudentius, Bischof von Brescia, gestorben 41o.
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Nach dem hl.Zeno hingegen spricht man in Verona gar nicht mehr von einer heidnischen Religion. Er hat seiner Diözese eine vollständige und ruhige religiöse Einigkeit gegeben; er hat eine christliche Gemeinschaft be @ ndet, die sofort ein sehr hohes Ideal von Vollkommenhäit verwirklichte,speziell auf dem Gebiet der Nächstenliebe. "Die großzügige Hilfsbereitschaft der Veroneser - sagt er - ist bekannt in allen Provinzen des Reiches, denn in alle Orte haben sie den Samen ihrer Nächstenliebe gelangen lassen. Unsere Häuser sind zu einem offenen Ggsthof für jeden auswärtigen Pilger geworden; mitten unter uns bleibt kein Lebender oder Toter ohne die nötigen Kleider. Die Armen wissen nicht mehr, was es heißt, um ein Stück Brot zu bitten .... Wenn ihr nicht die Meinigen wäret, könnte ich noch andere Lobsprüche hinzufügen."(Bd.l. Tr.1095)
39 12. Die dem hl.Zeno erwiesene Verehrung-.
Eingedenk dessen, was er für sie getan hatte, verehrten die Veroneser Zeno bald nicht nur als einen Heiligen, sondern schon seit den entferntesten Zeiten anerkannten sie ihn als ihren besonderen Patron, Schützer und Lenker. Sein Ruhm verbreitete sich rasch in die Ferne. Der hl.Bischof Petronius konnte in seiner Rede, die wir schon erwähnt haben und die er gegen 414 hielt, sagen: Die Größe der Tugenden des Heiligen ist nicht nur in einem engen Gebiet bekannt, sondern sie ist verbreitet bis zu den äußersten Grenzen der Erde."
Das bestätigen die zahlreichen Kirchen, die ihm gewidmet sind in Verona, in Italien und in der ganzen Welt. Monsignore Grancelli - in einer geschichtlichen Studie über den Kult des hl.Zeno - zählt auf und beschreibt acht Kirchen, die in@der Stadt Verona dem hl.Zeno geweiht sind, und mehr als 4o auf dem Landgebiet der Diözese. Es ist wahr,daß einige där in diesem Verzeichnis aufgezählten Kirchen schon in Trümmern liegen, wie jenes unbekannte Kirchlein in der Stadt, über seinem
40 Grab, das dann aufgenommen wurde in die großartige romanische Basilika, welche jetzt seinen Körper hütet. Oder wie jene andere Kirche, die no«h im Jahr 4oo in Lonato erbaut wurde, aber dann im Jahr 1334 zerstört wurde wegen Befestigungen; aber andere wurden in diesen letzten Jahren errichtet und sind nicht in jenem Verzeichnis enthalten, wie die Kirche des hl.Zeno in Villabartolomea.
Außerhalb des Diözese war Ravenna die erste Stadt, die ihm eine Kirche weihte, zwischen 493 und 552. Die Stadt Pistoia benannte nach seinem Namen die berühmte Kathedrale, die am Ende des 6.Jahrhunderts erbaut wurde, und erwählte ihn zu ihrem speziellen Patron, zur dank-
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baren Anerkennung, daß sie durch ihn vor einer schrecklichen Überschwemmung bewährt worden war. Auch in Mailand ist sein Kult sehr alt und schon im Jahr 1300 fanden sich zwei Kirchen in der Stadt,die nach ihm benannt waren, und weitere 20 in der Diözese. - Auch die Diözesen von Bergamo, Brescia, Cremona, Belluno, Aquileia, Ferrara, Como, Pavia, Mantua, Vicenza, Treviso, Fermo nel Piceno, Forli und Pisa zeichneten sich aus durch die Verehrung unseres Heiligen, und jetzt noch entstehen Kirchen zu seiner Ehre,wie eine ganz neue in einem Vorort von Treviso.
Die Verehrung des hl.Zeno hatte eine weite Entwicklung auch
41 außerhalb Italiens: die Schweiz schrieb im 9.Jahrhundert den Namen von Zeno in die Litaneien, die am Sonntag zu singen waren; das gleiche machte auch Frankreich. In Süddeutschland, vor allem in Bayern.findet sich die Verehrung des Heiligen sehr verbreitet, was man vidlleicht erklären kann mit den Handelsbeziehungen und kulturellen Verbindungen von Verona mit jener Region, und vor allem durch den Einfluß der Benediktinerabtei von San Zeno. In der Schweiz erschienen auch Biographien des hl.Zeno. In Afrika wurde auf dem Provinzialkonzil von Algier 18?5 der Wunsch ausgedruckt, - er wurde dann auch von der Ritenkongregation gebilligt - daß im kirchlichen Kalender der Provinz der hl.Zeno eingetragen werde, ein Heiliger dem das christliche Afrika aus Dankbarkeit besondere Verehrung schulde.
Seit den ältesten Zeiten feierte man drei Feste zur Ehre des hl. Zeno: den 12.April als seinen Todestag, den 21.Mai wegen der Übertragung seines Leibes, und den 8.Dezember wegen seiner Bischofsweihe (später verlegt auf den 9.Dez.,um dem Fest der Unbefleckten Empfängnis den Platz zu lassen). Außer diesen gab es auch noch eine exklusiv örtliche Feier für die Basilika am 4.Augustsonntag, um der Auffindung der hl.Reliquien zu gedenken, die 1838 erfolgte. Im Römischen Martyrologium wird seiner zweimal gedacht: am 12.April, dabei wird er als
42 Martyrer bezeichnet, und am 8.Dezepber, dabei wird er ".Bekenner" genannt.
Es erscheint uns angezeigt, auch an den bürgerlichen Aspekt des Kultes des Heiligen zu erinnern, der sich konzentriert auf die Basilika, die seinen Leib aufbewahrt, eine Basilika, die ein Gedicht des Glaubens, der Geschichte und der Kunst ist. Es gab eine Zeit, in der man die Basilika des hl.Zeno als den Tempel des Stadt-Staates betrachtete. - Eng war die Verbindung zwischen dem heiligen Patron und seiner Stadt, als die Religion alles durchdrang und die bürgerlichen Einrichtungen mit einem heiligen Sinn eingehüllt waren.- Der hl.Zeno war
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wie ein Banner, ein Aufruf fÜr tapfere Unternehmungeng so wie San Marco in Venedig und der hl.Ambrosius in Mailand. - Die freie Stadt-
gemeinde stellte in der Basilika den glorreichen "Carroccio"( Wagen?) auf, der von hier auszog, um zu siegreichen Schlachten zu ermuntern,
und auf ihm flatterten vermischt die Standarten der Stadt und jene des Heiligen.
Ein Dokument aus dem Jahr 1418 sagt: Jedes Jahr wird am Tage seines Festes eine feierliche Prozession zur Kirche des hl.Zeno gemacht von den obersten Führern der Stadt, begleitet von einer repräsentativen Gruppe der verschiedenen Stände der Bürger, und es wird ein Pallium aus Seide und Goldbrokat dargebracht und eine Kerze, das Ganze im Wert von 15 Dukaten. - Hieher kamen auch die obersten Beamten der Serebissima (Republik Venedig) zum Beginn ihrer Amtsführung, hieher kamen die Kaiser.
Man kann sagen, daß die tausendjährige Basilika teilgenommen hat an all den frohen und traurigen Wechselfällen der Veroneser, die hieher eilten wie zum Vaterhaus, und daß sie ihre teuersten und stärksten Gefühle hier ausschütteten. Wie viele haben sich in diesen 16 Jahrhunderten niedergekniet bei der Urne des Heiligen! Auch Dante sammelte sich hier in Betrachtung.
Unsere Verehrung des Heiligen soll nicht geringer sein als die unserer Väter, und angeeifert vom Jahrhundertjubiläum seiner Bischofsweihe wollen wir unsere Liebe zu ihm vertiefen, eine Liebe, die besteht aus Gebet und aus einem tief christlichen Leben, wie er es uns gelehrt hat.
Anm.: Zum Beweis, daß die Erinnerung an den hl.Zeno und an sein Werk in den Jahrhunderten nicht verblichen ist, können wir auch anführen, daß in unseren Tagen die Studien über ihn intensiviert werden. In der "Enciclopedia Cattolica" kann man unter dem Stichwort "Zeno" Bischof" die Bibliographie sehen, und sie ist nicht vollständig. An den Universitäten von Padua und Bologna sind Themen, die Zeno betreffen, häufig Gegenstand von (Doktor-)Thesen an der literarischen Fakultät.
Anm.d.Übs.: Das italienische Original enthält auf den Seiten 7- 9 ein Einleitungskapitel "Il culto dei Santi",das sich mehr im allgei;. mit dem Heiligenkult beschäftigt. Es ist hier in der Übersetzung weggelassen. - Die Zahlen am linken Rand sind die Seitenzahlen
des ital.Originals.
An ca. 5 Stellen stehen in Klammern gesetzte Fragezeichen. Sie besagen, daß dort die Übersetzung nicht völlig sicher ist. In diesen Fällen versagte auch das Italienisch-Deutsche Großlexikon von Langenscheidt-Sansoni, hrgb.v. Vladimiro Macchi.
Andere bedeutende Träger des @amens Zenon (Zeno):
7, e n o n v o n E 1 e a , auch Zenon d.Ältere, um 490 - 430 vor Chr. Phillsoph, Lieblingsschüler des Parmenides. Er stütztex die Lehre des Parmenides vom unwandelbaren Seienden durch mehrere Beweise bzw.Aporien.
Z e n o n d e r J ü n g e r e , aus Kition auf Zypern, um 354 - 262 vor tkhr.
Schüler des Krätes und Xenokrates in Athen, begründete in Athen um 308 die Stoische Philosophenschule.
Z e n o v o n S i d o n , um 150 vor Chr., der bedeutendste der späteren Epikureer, Haupt der Schule von Athen, Lehrer Ciceros.
Z e n o n , byzantinischer K a i s e r , geb. 426 n.Chr. gest. 491 in Byzanz = Konstantinopel = Istanbul, ab 474 Kaiser als Mitregent, ab 484 Alleinherrscher. Überwand mit Hilfe der Ostgoten den Gegenkaiser Basiliskos und eine Revolte. Er lenkte dann die Ostgoten unter Theoderich ab nach Italien zum Kampf gegen Odoaker.